samedi 26 février 2011

Der Queue und das Wichsding

Und gestern war gestern, und gestern war Freitag, und gestern Freitag ertönte plötzlich schon am Vormittag in dem komplizierten Kopf des JB Down At The Club von den Pioneers. Der JB war ein bisschen verblüfft: wieso dieses Lied, das er so selten hört, denn er mag nicht so ganz diese Periode von ihnen, nachdem die Gruppe sich geteilt hat und ein Paar von ihnen weiter mit Lee Perry gearbeitet haben und sich The Reggae Boys genannt haben (und der JB ist ein unbedingungsloser Fan von ihnen), während die Anderen, die den Namen The Pioneers gehalten haben, haben mehr kommerziellen Reggae aufgenommen und gespielt, Down At The Club etwa — übrigens eine Cover-Version von einem Lied, die Carole King als Erste gesungen hat.

Auf jeden Fall.
Gestern war Freitag und gestern hörte der JB den ganzen Tag durch Down At The Club:



Und sehr schnell verstand der JB die Ursache des Auftauchen von dem Lied, dessen Texte so anfangen:
Well, Friday night has finally come around
Me and my baby's gonna head for the spot we found
We're gonna forget our cares and dance on in the night
Down at the club, everything is out of sight
Down at the club, we're gonna say that it's all right

Für den JB, der gerade (und ausgerechnet) eine miserabele Woche hatte, war diese Ansage wie ein Versprechen. Nicht mehr das Versprechen von einer LP sondern von einem LP (denn der JB lernte diese Woche den Unterschied zwischen das LP und die LP). Nicht mehr das Versprechen von Spritze sondern von Spitze. Einfach ein Versprechen für das Bessere bzw. (der JB ist bescheiden und pragmatisch) für ein Bessere.
Es sollte nur besser sein, es durfte nicht schlechter sein, und es konnte nur besser sein, denn G sollte den JB abholen und die Beiden würden "down at the club" gehen, der JB würde seine "cares" vergessen, ob sie "on in the night" tanzen würden war nicht sicher, aber alles würde "out of sight" sein — alles bloss nicht ihre Freundschaft und die (gemeinsame) Freude. Ja, alles würde "all right" sein.

Das "spot", das die Beiden gefunden haben, war der Freibeuter und G & der JB fanden Zuflucht, da wo Platz war, d.h. im Billardraum, das sich sehr schnell zu einem Fernsehraum verwandelte. Fasziniert guckte der JB, wie die anderen spielenden Skinheads leicht die Queues und Bälle manipulierten. Und dabei erfuhr aus dem Mund von G dass, ja, auf deutsch sagt man der Queue, wo das Wort weiblich auf franzenländisch ist, also la queue. Und noch wieder musste der JB feststellen, dass diese Woche auch eine Grammatikwoche war, wo er stets und ständig lernte wie das Geschlechts eines Wortes sein eigenes Leben ändern kann. Die LP und das LP. Der Queue sowie der Schwanz (seitdem queue bedeutet Schwanz auf franzenländisch, also der Schwanz aller Art). Und dann dachte er an die Sprachwissenschaft, die uns lernt, dass grammatische Geschlechte mit sexuellen Geschlechten kaum zu tun haben — was auch umstritten ist; die uns aber beweist dass die "Geschlechtisierung" der Worte dessen Metaphorik beeinflusst. Das superbste Beispiel sei nämlich der Tod, also männlich auf deutsch und in allen germanischen Sprachen, aber la mort auf französisch, also weiblich. Von daher wird der Tod immer als Mann auf deutsch aber als Frau auf französisch dargestellt. Auf deutsch sagt man auch der Sensemann, auf norwegisch mannen med ljåen (= der Mann mit der Sense), wo auf französisch la faucheuse (= die Sensefrau).


Auf jeden Fall war der JB im Freibeuter ein bisschen in seinen Gedanken vertieft, als die Skinheads mit Queues und Bälle spielten. Er musste natürlich G über die Homonymie der französischen Billardworte erzählen, und G musste natürlich erzählen, dass man von "einlochen" auf deutsch redet, was den JB eine Menge Spass machte.

Das Gespräch blieb auf ausgerechnet diesen Worten stehen, als plötzlich ein G #2 auftauchte um G den JB zu grüssen. Und er sagte zu dem JB:
G#2: Ja, wir kennen uns, wir haben uns auf Klo gegrüsst.

Der JB: ???
G#2: Doch! Erinner dich.
Der JB: Auf Nightern auf jeden Fall. Aber auf dem Klo…? Übrigens, ich habe dich vor kurzem auf der Strasse gesehen. Du warst mit einer Frau. G#2: Ach ja, meine Ex. Wir haben uns seitdem getrennt.

Der JB: Schaaade!
G#2: Ja, und ich weiss, dass du der JB heisst, weil der Name so selten ist.


Der JB traute sich nicht zu sagen, dass er sich daran erinnerte, dass G#2 so hiess, weil er immer seinen Namen mit dem Lied von Dexys Midnight Runners assoziiert hat. Lass es uns anhören:



Ein Paar halbe Stunden nachher emigrierten G & der JB zur Tresen, und da tauchte A auf. Beide mögen A sehr gerne und sie begannen zu plaudern über das Leben generell aber nicht detailliert. Die Drei tranken ein Pfeffi, und dann erschien plötzlich G#2 und wollte auch eins. Na denn… Der JB bekam also 4 "grüne Kleinigkeit"(en — Gs Wort), und G#2 orderte sofort noch eine Runde, aber diesmal nicht von Pfeffi, sondern von der Spezialität des Ladens, die einen expressiven Namen trägt: Seemannswichse.
Doch.
Seemannswichse
Nach der, øøøh, Pardon, nach dem Queue und den Bällen, kam also die Wichse von Seemann. Okay…
Die lieben kleinen Freunde des JB fragen sich: was zum Teufel ist das?
Naja, das ist irgendwelches süsses Likörchen mit Sahne drauf. Verführerisch.
A-behr.
Als G#2 sah, wie G und der JB ihre Seemannswichse tranken, musste er sofort intervenieren:
G#2: Nein! So trinkt man es nicht. Mann muss die Sahne schlucken!
Der JB: Jawoll! Die Sahne schlucken also. Das weiss ich, wie man es macht.
G#2 (mit einem an dem JB ein bisschen zögernden gesandten Blick): — — —
Der JB: Ja, aber es gibt noch Sahne im Glas. Die muss man sowieso lecken, oder?
G#2: Ja, genau!
Der JB: Das ist sowieso wie in dem Lied!
G#2 (stets mit einem an dem JB ein bisschen zögernden gesandten Blick): — — —



Der JB fühlte ein bisschen überfordert, verlier aber Contenance nicht, und sagte zu dem Barkeepern:
Der JB: Kannst du mir bitte [der JB ist ja immer schøn höflich] noch vier von diesem Wichsding da geben?
Und los wurde es wieder Sahen reingeschluckt. Göttlich!

Danach wurde es noch geplaudert und angestarrt und angeflørtet und und und. Und zurück nach Hause sang der JB immer wieder Udo Jürgens, diesmal nicht mehr an G#2 sondern an G denkend (das war ja eine Grammatikwoche, hat der JB schon betont):

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