jeudi 14 octobre 2010

Der Küppertag

Wie gesagt war der JB gestern ins Theater um das Stück Dirck Lauckes zu sehen. Seit ein Paar Tagen hat er sich lexikografisch vorbereitet. Es ist nämlich so, dass im letzten Stück Dirck Lauckes, das der JB gesehen hatte, gab es das Wort Fidschi zu hören, d.h., in Für alle reicht das nicht: illegale Einwanderern aus China, die ein Typ, der im tiefen Sachsen wohnt, in einem Container behält, und die fast am Sterben sind.
Der JB wusste natürlich schon was ein Fidschi ist, und dass es ein Wort ist, das in der DDR damals benutzt wurde. Ganz genau:


Der JB möchte aber gerne die Wortherkunft wissen. Er hat in seinem Kluge recherchiert: nichts. In dem Duden, in allerlei etymologischen Internetseiten: nichts, das er schon wusste. Anscheinend fragt sich niemand, ausser der JB, nach der Etymologie des Wortes.
Und gestern, in Bakunin am Rücksitz, war es über keinen Fidschi die Rede, sondern über Assi und Tussi und Fuzzi. Und genauso möchte der JB die Etymologie dieser Worten kennen. Hier ist wieder der Kluge stumm. Also denkt der JB, der ja eine Leidenschaft für Worte hat (naja, er nicht für nichts Literaturübersetzer, obwohl er nicht aus dem Deutschen übersetzt): er käufe sich eher ein Umgangssprachewörterbuch. In diesem Feld sei anscheinend das Wörterbuch der deutschen Umgangssprache von Heinz Küpper die Bibel. Najut, also los.

Ein bisschen später liest der JB seine Zeitung, wo es ein spannendes Interview mit einer gewissenen Beate… Küpper. Aha, denkt der JB, noch ein Küpper; das war ja ein Küppertag! Und was sagt die Leiterin der interdisziplinären Forschungsprojekt "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland" an der Universität Bielefeld? Das nämlich:

Sie setzen die Situation der Muslime heute mit der Situation der Juden früher gleich?
Natürlich nicht. Aber wir stellen fest, dass die zu Grunde liegenden Ablehnungsstrukturen gegenüber Juden, Homosexuellen oder Frauen relativ ähnlich sind und sich immer wieder reproduzieren. In puncto Rassismus und Antisemitismus sind die Menschen heute sensibler geworden als noch vor wenigen Jahrzehnten. Es ist zum Beispiel eine starke soziale Norm, jemanden nicht nach seiner Hautfarbe zu beurteilen. Wenn es um Stereotype gegenüber Muslimen geht, ist das anders. Da sind derzeit alle Schleusen offen.
Sie sagen: Egal wer der Feind ist - Hauptsache, es gibt einen?
Zumindest ist die Konstruktion dieser Abgrenzungsfunktion ein einfacher Mechanismus, der leider immer wieder funktioniert und auch politisch genutzt wird. Es gibt in der Gesellschaft eine ganze Menge von Minderheiten, die dazu funktionalisiert werden können. Die werden dann bei Bedarf aktiviert. Das muss man natürlich kritisch reflektieren.
Dann reflektieren Sie doch mal kritisch.
Eines fällt ja in der aktuellen Islamdebatte durchaus auf: Gerade erst haben wir eine Wirtschaftskrise hinter uns, die die Gesellschaft auf eine harte Probe gestellt hat, und schon folgt eine Debatte über Muslime. Unsere Studien zeigen, dass sich viele Menschen durch die Krise betroffen und bedroht fühlen. Das hätte dazu führen können, dass die Frage nach der Verantwortung der Eliten gestellt wird. Was macht zu dieser Zeit ein Vorstand der Bundesbank? Er schreibt nicht über Banken und Bänker, sondern präsentiert einen "äußeren Feind", gegen den die Abgrenzungsbereitschaft auch vorher schon hoch war. In diesem Zusammenhang wird sehr deutlich: Die populistische Projektion von "Muslimen" wird hier instrumentalisiert.

Der JB ist erstmal erstaunt sowie erfreut, was Frau Küpper über den Zusammenhang zwischen u.a. Sexismus, Homophobie und Xenophobie sagt, denn er selbst hat nicht später als Sonntag darüber reflektiert. Er finder auch äussert interessant die Ausreden über die Instrumentalisiering und Funktionalisierung der Minderheiten in unseren Gesellchaften. Den Link zwischen der Finanzkrise und die Abgrenzung der Muslime hatte er auch nicht gesehen (obwohl man es genauso in Frankreich hat mit den Romas). Und letztendlich findet der JB die Zufälligkeiten zwischen den Küppers superspannend. Der Heinz Küpper kümmert sich Umgangsprache, d.h. u.a. Designierung und Abgrenzung und Beleidigung; die Beate Küpper kümmert sich Minderheiten, d.h. u.a. Designierung und Abgrenzung und Beleidigung.
Also ein Küppertag.

Und weil der JB ein Assi & Tussi & Fuzzi & Fidschi & Schwuchtel ist (und ganz stolz darauf es zu sein!), spielt er hier auf diesem tätowierten und rauchenden Blog Ya Rayah, ein schönes trauriges Lied über Exil, Aussiedlung, Heimat und Einsamkeit, Traurigkeit, Hoffnung.
Erstmal die originale Version von Dahmane el Harrachi aus der 70er-Jahren (1978?):



Dann die 1993 Version von Rachid Taha (mit Faudel & Cheb Khaled):





Cheb Khaled, Faudel & Rachid Taha - Ya Rayah


Oh, mann, ist das traurig…
Man singt trotzdem mit:
"Aalach qalbek hzine waalach hakdha ki zawali
Matdoum achadda wila tzid taalem ou tabni
Maydoumou layyam walay doum seghrek ou seghri
Ya hlilou meskine li ghab saadou ki zahri"

Aucun commentaire: